Digital Detox auf dem Wasser

Digital Detox auf dem Wasser – Ein Tag, der dir wieder gehört
Apr 2025 – by admin – in Stories

Ankommen – aber nicht sofort abschalten
Ich war müde. Nicht körperlich, sondern innerlich. Mein Kopf war voll wie ein Browser mit zwanzig offenen Tabs. Nachrichten, Termine, Push-Meldungen – alles rauschte durcheinander. Und jetzt stand ich da: auf dem Steg der Marina Portorož, vor mir das Hausboot Marina Pearl. Ruhig, leicht wippend im Wasser. Möwen kreisten über dem Hafen, die Luft war mild. Es sah friedlich aus. Und doch war mein inneres Tempo noch nicht runtergefahren.

Ich öffnete die Tür, trat ein – und plötzlich war da diese Stille. Keine Stimmen, keine Eilmeldungen. Nur das Knarzen der Planken unter meinen Füßen und ein leichter Luftzug durch das offene Fenster. Ich ließ die Tasche fallen, stellte mich an das große Fenster mit Blick auf das Wasser. Es war schön. Aber mein Kopf war noch auf Empfang. Erst mit dem Flugmodus wurde es leiser – zumindest außen.

Die erste Nacht – ein ungewohnter Rhythmus
Ich hatte mir vorgenommen, früh schlafen zu gehen. Doch der gewohnte Griff zum Handy fehlte. Kein Nachrichten-Check, kein letzter Blick auf Social Media. Ich las ein paar Seiten in einem Buch, legte es zur Seite. Und hörte zu. Draußen knarrte leise das Holz, ein Boot klatschte gegen die Kaimauer.
Ich schlief irgendwann ein. Tief und ohne Unterbrechung. Als ich am Morgen aufwachte, war es still. Die Uhrzeit war egal. Ich war ausgeruht – zum ersten Mal seit Langem.

Ein Morgen ohne Zeitdruck
Ich trat hinaus auf das Deck. Die Planken waren noch feucht vom Morgentau, die Luft kühl und klar. Ich setzte Wasser auf, bereitete Kaffee zu. Kein Scrollen, keine Musik, kein Reden. Ich ließ den Blick über die Boote schweifen. Die Marina war ruhig, vereinzelt begannen Menschen ihre Segel zu richten oder Fahrräder zu beladen.
Ich saß am Tisch, mit einer Tasse in der Hand, und bemerkte, wie viel in einer Stunde passieren kann, wenn man nicht alles füllen muss. Keine Termine, kein Plan – und plötzlich Platz im Kopf.

Bücher statt Benachrichtigungen
Ich griff zu dem Buch, das ich mitgebracht hatte. Ein Taschenbuch, das ich lange vor mir hergeschoben hatte. Normalerweise hätte ich nach ein paar Seiten zum Handy gegriffen. Doch dieses Mal nicht. Ich las langsam, ununterbrochen, manchmal ganze Abschnitte zweimal. Nicht, weil ich musste – sondern weil ich konnte.
Ich war nicht in Eile. Ich war wach. Und das war genug.

Tagesablauf ohne Programm
Gegen Mittag machte ich einen Spaziergang. Vom Hausboot entlang der Uferpromenade, durch kleine Wege Richtung Camp Lucija. Der Weg führte vorbei an Pinien, alten Mauern und Gärten. Ich beobachtete die Umgebung, ohne sie festzuhalten.
Zurück am Boot bereitete ich ein einfaches Mittagessen zu – Pasta, Tomaten, Olivenöl. Ich schnitt alles auf dem kleinen Brett, hörte dem Wasser zu, das gegen den Rumpf schlug. Ich saß am Tisch, aß in Ruhe und spürte, wie sich der Tag ausdehnte, statt zu verfliegen.

Nachmittag in der Sonne
Ich verbrachte die Stunden mit Kleinigkeiten. Ich schrieb ein paar Zeilen in ein Notizbuch, blätterte in einer Zeitschrift, legte mich auf die Liege und sah in den Himmel. Keine To-do-Liste, keine offenen Tabs im Kopf. Die Gedanken kamen langsamer. Und sie blieben auch nicht lange. Das war angenehm.

Ein ruhiger Abend über dem Wasser
Am Abend setzte ich mich nach oben auf die Dachterrasse. Die Sonne war fast verschwunden, das Licht dämmerte langsam über dem Wasser. Die Marina veränderte sich – von geschäftigem Leben zu einer ruhigen Kulisse aus schwankenden Masten und leisen Stimmen. Ich legte eine Decke um die Schultern, öffnete eine Flasche Wein.
Es war nichts Spektakuläres an diesem Moment. Aber genau das machte ihn wertvoll. Kein Fernweh, kein Drang, woanders zu sein. Ich war einfach hier. Und das reichte.

Ein Ort zum Denken – oder zum Nicht-Denken
Ich hatte keine tiefgreifenden Erkenntnisse. Keine großen Ideen. Aber ich hatte Zeit, still zu sein. Und das Gefühl, wieder Raum im Kopf zu haben – für Dinge, die sonst keinen Platz finden. Für Langeweile, für kleine Gedanken, für Beobachtungen.
Für mich selbst.

Und vielleicht ist es genau das, was wir manchmal brauchen:
Nicht mehr Information. Nicht mehr Ablenkung. Sondern einen Ort, an dem die Zeit wieder uns gehört.
Einen Ort wie diesen.
Still. Klar. Und ganz nah am Wasser.